Die letzten Wochen vor Schulende und mit ihnen die letzten Schularbeiten und Tests und möglicherweise auch Entscheidungsprüfungen – obwohl, die gibt es eigentlich gar nicht mehr, oder? – also nennen wir sie die entscheidenden Prüfungen. Viele Schüler schaffen es in letzter Minute, das Ruder noch herumzureißen, einigen anderen gelingt das leider nicht mehr. Ein anstrengender Sommer mit viel Lernen und einem permanenten Damoklesschwert über sich steht vor der Türe.
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Trauer, Wut, Versagensängste, Selbstzweifel, Aggressionen, Selbstaufgabe, Erleichterung, Stolz und Freude – von jedem Gefühl ist etwas dabei, je nach dem, wie das Schuljahr ausgegangen ist.
Für viele Schüler ist es auch das letzte Schuljahr und sie feiern ihren Weg in die Freiheit. „Nie mehr Schule“, damals wie heute Falcos Hymne auf die Befreiung aus den Zwängen der Institution.
Eine der größten Veränderungen der Geschichte, die Schulpflicht für alle Kinder, vor vielen Jahren von Maria Theresia eingeführt, hat für viele Schüler wenig Bedeutung. Kaum einer ist sich dessen bewusst, dass Bildung für alle eine Errungenschaft ist. Heute ist es eine Pflicht, der wir nachkommen, am Beginn der Schullaufbahn mit Freude, aber schon nach einigen Jahren überwiegen oft Frust, Zorn, Trauer, darüber dass die eigene Kindheit statt in Bewegung mit Spiel, Sport und Freunden hinter den Schulbüchern stattfindet, besonders dann, wenn der Traum vom Gymnasium und einem Studium erfüllt werden will. Müde Gesichter, erschöpfte Körper, geschundene Seelen. Es dauert oft Jahre bis sich manche Schüler von ihren Schuljahren erholt.
Spreche ich heute mit Eltern, deren Kinder bald in die Schule kommen, lautet der erste Satz häufig: „Gott sei Dank! Bis zur Schule haben wir noch ein halbes Jahr Zeit, aber ich fürchte mich eh schon!“ Bereits die Schuleinschreibung zehrt an vielen Mamas und Papas.
Woher kommt das?
Sind es die unzähligen Geschichten der Eltern, die bereits das Tor in die Schule durchschritten haben und mit ihren Sprösslingen Schularbeit um Schularbeit und Test um Test bangen, wie es ausgeht? Oder sind es unsere eigenen Erinnerungen, Schamgefühle, Versagensängste und Überforderungen, die bereits beim Gedanken an Schule und erst recht im Schulgebäude aktiv werden können und uns überwältigen?
Ja, die Schulzeit hat so ihre Schattenseiten genauso wie alles im Leben.
Aber, und das ist die gute Nachricht, es gibt auch viele Schüler und Eltern, die nach einigen Jahren der Schulabstinenz gerne wieder zurückblicken. Auf die vielen chaotischen Ereignisse, die das Schulleben so mit sich bringt. Denn auch momentan furchtbare Erfahrungen können zu einem späteren Zeitpunkt aus der Ferne betrachtet Momente sein, über die wir lachen können. Das heißt noch nicht, dass wir sie verharmlosen, aber wir sind vielleicht durch diese Erfahrung gewachsen.
Und neben vielen Freundschaften, die in der Schulzeit entstehen und dich ein Leben lang begleiten, sind es doch auch immer wieder einige Lehrer, die dir in Erinnerung bleiben.
Gut, zuerst werden dir die einfallen, vor denen du Angst hattest, die ungerecht waren oder dich vielleicht sogar vor versammelter Klasse bloßgestellt haben.
Schmerzvolle Erinnerungen, die du auch heute noch körperlich spüren kannst. Auch das darf sein. Vielleicht ist es sogar nötig, sie aus einem sicheren Abstand nochmals zu fühlen, damit du sicher sein kannst, dass diese Situation jetzt vorbei ist.
Aber ich denke, es gibt die einen oder anderen Lehrer, die neben ihrem Unterrichtskönnen auch viele menschliche Qualitäten bewiesen haben und dir deshalb in Erinnerung blieben.
Vielleicht die Grundschullehrerin, die dich tröstete, weil das mit dem Rechnen beim Test noch nicht so geklappt hat? Oder der Sportlehrer, der den Wandertag und die Schiwoche zu einem unvergesslichen Erlebnis machte? Die Musiklehrerin, für die das gemeinsame Singen, die musikalische Kreativität und sich selbst präsentieren immer wichtiger war, als Musiktheorie und strenge Prüfungen. Die Deutschlehrerin, die Theater spielen und Projektarbeiten zu kreativen Schreibthemen in ihren Unterricht einbaute und nicht nur Grammatik und Rechtschreibregeln beibrachte. Dein Klassenvorstand, der mehr in dir gesehen hat, als den coolen Teenager, den du immer vorgegeben hast? Der Direktor, dem es nicht egal war, wenn deine Noten von heute auf morgen in den Keller rasselten und auch einmal nachfragte, wie es dir geht?
Ja, es gibt sie, die Menschen im Lehrerzimmer, die uns in guter Erinnerung sind. Leider erkennen wir den wahren Wert oft erst viele Jahre später. Wer will schon als Teenager beim Direktor zu einem persönlichen Gespräch eingeladen werden und über Noten reden. Und auch der besorgte Klassenvorstand ist uns herzlich egal, wenn wir mit Erwachsenwerden beschäftigt sind.
Aber vielleicht kann dir die eine oder andere positive Erinnerung helfen, einen anderen Blickwinkel auf deine Schulzeit zu werfen. Vielleicht kann dir das auch die Angst vor der Schulzeit deines Kindes nehmen und dich bestärken, damit du mit Zuversicht die Hürden, die bestimmt kommen werden, überwinden kannst.
Schule macht etwas mit uns!
Nicht nur während unserer eigenen Ausbildung, sondern auch wenn unsere Kinder zur Schule kommen. Viele lang versteckte Gefühle werden gnadenlos an die Oberfläche geschwemmt und wir möchten nichts Anderes, als dass unseren Kindern das alles erspart bleibt. Die ewige Aufregung vor den Prüfungen, die Scham des Versagens, die Hausaufgaben, die Zeiteinteilung mit dem Lernen, die Ungerechtigkeiten der Lehrer, die Angst vor der Rückgabe der Schularbeit, die nicht geschaffte Entscheidungsprüfung, der erneute Antritt bei der Matura/beim Abitur, der herablassende Umgang mit Schülern, Mobbing und Gewalt an Schulen, etc. Die Palette ist unendlich.
Aber die Schule ist Teil unseres Lebens, es sei denn, wir entscheiden uns für ein Leben als „Freilerner“ oder „Home-schooling-Mum“.
Wenn wir unsere Kinder durch die Jahre der Schulzeit begleiten, werden wir einerseits mit den Gefühlsachterbahnen unserer Kinder konfrontiert, andererseits sind wir gleichzeitig mit unserer eigenen Gefühlswelt verstrickt. Manchmal ist es gar nicht einfach, aus dem entstandenen Gefühlschaos zu filtern, was zu mir gehört und was mein Kind fühlt. Dabei ist es gerade in Krisen, aber auch in Zeiten der Freude und des Glücks, so wichtig, zu spüren, was die eigenen Gefühle sind.
Das kann dir helfen, um das Gefühlschaos zu entwirren:
- Versuche deinen Blick immer wieder zu dir nach innen zu richten. Nimm deine Gefühle wahr. Wie geht es dir jetzt damit? Welche sind deine Gefühle und welche die deines Kindes? Sich seiner Gefühle bewusst zu sein ist wichtig – du nimmst dich besser wahr und kannst auf dein Kind besser eingehen.
- Verharmlose die Gefühle deines Kindes nicht und versuche sie auch nicht zu verändern! Dein Kind darf diese Gefühle haben. Schaffe ihm Raum, seine Gefühle auszuleben und bewerte sie nicht. Lass deinem Kind Zeit, sich über seine Gefühle klar zu werden. Sich damit auseinanderzusetzten ist ein wichtiger Teil der Verarbeitung.
- Gefühle und Wahrnehmungen können nicht vorgeschrieben werden. Sie sind einfach da. Nimm sie in Empfang, auch wenn es anstrengend ist. Nur so kann sich das Gefühlschaos wieder lichten.
Ja, Schule macht etwas mit mir und solange es mich in irgendeiner Weise beeinträchtigt, gibt es noch was aufzuarbeiten.
Schule bedeutet Arbeit mit mir selbst. Ich bin froh, dass ich während der Schulzeit meiner Kinder so viele Themen aufarbeiten durfte und gleichzeitig wünschte ich, das alles schon hinter mir zu haben.
Schule bedeutet lernen – so wie es aussieht ein Leben lang.
Vielen Dank fürs Lesen! Mein Beitrag zum Thema „Schulreifetest“ könnte euch auch gefallen.
Alles Liebe
Christa
PS: Das Leben ist nicht immer nicht nur schön und wir sind nicht immer nur glücklich. Die gute Nachricht: Wir müssen nicht immer glücklich und froh sein, denn es gibt eine breite Palette an Gefühlen und wir dürfen sie alle erleben und zum Teil müssen wir sie auch erleben, denn dies erweitert unseren Erfahrungshorizont. Für uns ist es nur wichtig, dass wir in unseren negativen Gefühlen und Gedankenmustern nicht stecken bleiben, sondern wieder ins Leben finden. Dafür braucht es manchmal enorm viel Kraft, Zeit und auch Ausdauer, denn manche schmerzhaften Erfahrungen sitzen sehr tief. Aber wir können es schaffen!