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Hausübungen kindgerecht und stressfrei bewältigen

7. November 2017 von Christa Kommentieren

Dienstag nachmittags halb drei. Die Haustüre fällt mit einem lauten Knall zu. Statt eines „Hallo“ höre ich nur ein wütendes „Ma, heute haben wir so viel Hausübung auf. Mich freut das gar nicht! Blöde Hausübung!“

Ich ertappe mich dabei, wie ich innerlich stöhne und mich ein klein wenig bedauere. Auch mir als Mama macht viel Hausübung oft keinen Spaß. Ein Nachmittag voller Widerstand erwartet mich und ich versuche die Lage fürs Erste zu entspannen, indem ich mein Kind erstmal zu einer Pause mit gutem Mittagessen und einem anschließenden Spiel einlade. Nur bedingt versickert seine Wut über den bereits jetzt mit Hausübung verplanten Nachmittag. 

Beim Mittagessen wird noch etwas gemault und über die Schule geschimpft. Über Ungerechtigkeiten, anstrengende Mitschüler, wütende und strenge Lehrer und natürlich die Hausaufgaben, die viel zu viel und ungerechtfertigt sind. „Und obendrein interessieren sie eh keinen und es macht sie ja eh nur die Hälfte der Klasse.“ Erst dann kommen die Geschichten aus der Schule, die Spaß machen. Leider fallen diese vergleichsweise kurz aus. Der Stress mit der Hausübung überschattet doch alles.

Pro Tipp: Hausübung darf in lockerer Atmosphäre stattfinden. Sie darf auch mal im Stehen oder im Liegen geschrieben werden. Kinder, die sehr unter Spannung stehen, sollten ruhig öfter aufstehen und sich durchschütteln oder springen. Das entspannt sie und es kann danach wieder weitergearbeitet werden. Für mehr Tipps und Ratschläge zum Thema Hausübungen und noch vielem mehr, besucht mich auf meinem Blog – den Link hierzu findet ihr in meiner Bio! Ich freue mich über Daumen hoch und Kommentare. Alles Liebe Christa

A post shared by Christa Schludermann (@lernwerkstatt.blog) on Nov 7, 2017 at 3:22am PST

Das Hausübungsthema zieht sich immer wieder durch. Nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Eltern. Das beginnt bereits in der Volksschule. Manche Eltern verlangen weniger Hausübung, weil die Kinder stundenlang am Nachmittag daran sitzen. Die anderen treten für mehr Hausübung ein, da die Kinder mehr üben sollen/müssen. Das richtige Maß wird selten gefunden.

Hausübung ist ein ewiges Diskussionsthema. Sinnvoll!? Unnötig? Egal? Zuviel? Zuwenig? Langweilig?

Hausübungen sind im österreichischen Schulgesetz beschrieben und verankert.

In §17 SchUG Unterrichtsarbeit (2) steht zum Thema Hausübungen:

„Zur Ergänzung der Unterrichtsarbeit können den Schülern auch Hausübungen aufgetragen werden, die jedoch so vorzubereiten sind, dass sie von den Schülern ohne Hilfe anderer durchgeführt werden können. Bei der Bestimmung des Ausmaßes der Hausübungen ist auf die Belastbarkeit der Schüler, insbesondere auf die Zahl der Unterrichtsstunden an den betreffenden Schultagen, die in den übrigen Unterrichtsgegenständen gestellten Hausübungen und allfällige Schulveranstaltungen Bedacht zu nehmen. Hausübungen, die an Samstagen, Sonntagen oder Feiertagen oder während der Weihnachtsferien, der Semesterferien, der Osterferien, der Pfingstferien oder der Hauptferien erarbeitet werden müssten, dürfen – ausgenommen an den lehrgangsmäßigen Berufsschulen – nicht aufgetragen werden.“1

Somit steht fest, dass Hausübungen ein fixer Bestandteil des österreichischen Schulsystems sind.

Seit vielen Jahren gibt es immer wieder Diskussionen um die Hausübung. Auch die Fachwelt ist sich nicht immer ganz einig, ob Hausaufgaben gut oder schlecht sind. Ob Schüler sie brauchen oder ob es sinnlos ist, Kindern Übungen für zu Hause aufzugeben, da sie in vielen Fällen ohnehin nur abgeschrieben werden.

In einem Artikel der Presse aus dem Jahr 2012 schreibt Julia Neuhauser über eine Studie, die an der TU Dresden zum Thema Hausaufgaben durchgeführt wurde: Ein Drittel der 500 befragten Lehrer konnte nicht einschätzen, ob Hausaufgaben etwas bringen. Sie konnten als Lehrer bei dreiviertel der Schüler keinen Lernerfolg beobachten. Und auch nur jeder dritte befragte Schüler gab an zu glauben, seine Leistungen durch Hausübung verbessern zu können.2

Letztendlich geht es nicht darum, was das Gesetz vorschreibt und auch nicht was eine Untersuchung ergibt. Für mich ist der entscheidende Faktor der, dass die Hausübung einen Lerneffekt hat, wenn sie in sinnvollem Maß und mit einer entsprechenden Intention der Unterrichtenden gegeben wird.

Seit ich im Gymnasium war, ankerte in mir der Gedanke, dass Hausübungen langweilig, unnötig und sinnlos wären. Meine Lehrer interessierten sich kaum dafür. Sie machten ein Häkchen darunter und der Fall war meist erledigt. Ob richtig oder falsch war bei 80% der Aufgaben dann schon Nebensache. Es sei denn, ich durfte in Mathematik an der Tafel mein (Nicht-)Können präsentieren.  Spannend wurde es an dem Tag, an dem die Hausaufgabe fehlte. Das war dann sogar ein Minus wert. Und ein bisschen Beachtung gab es auch, wenn die Aufgabe nicht nachgebracht wurde.

In der Zeugnisnote wurde nie positiv berücksichtigt, wenn alle Hausübungen gebracht wurden. Aber wenn einige fehlten, konnte es die Note durchaus verschlechtern.

Leider sind es genau diese Erfahrungen, die in uns abgespeichert sind. Manchmal auf körperlicher und seelischer Ebene. Da können wir schon Herzklopfen bekommen und uns ein bisschen mulmig fühlen, wenn wir daran denken.

Ich hoffe ihr hattet auch einen entspannenden Nationalfeiertag und startet heute in ein erholsames Wochenende! Habt ihr Pläne dieses Wochenende, lasst mich gerne daran teilhaben. ✌🏽

A post shared by Christa Schludermann (@lernwerkstatt.blog) on Oct 27, 2017 at 3:05am PDT

Aber vor allem unsere Glaubenssätze und Haltungen werden durch solche Erfahrungen geprägt. Und genau diese Haltungen und Glaubenssätze nehmen auch unsere Kinder mit.

Ich sah meinen Kindern beim Aufgaben machen zu und es war, als sähe ich mich selbst. Das sind Zeitpunkte in meinem Leben, wo ich weiß, es muss sich etwas ändern. Ich muss etwas ändern.

Meine ersten Überlegungen zur Hausübung

Es war Zeit für mich, meine Haltung gegenüber der Hausübung zu reflektieren und die positiven Aspekte zu sehen.

Was ist an Hausübungen für mich als Mama richtig und wichtig?

  • Übung und Wiederholung des gelernten Lehrstoffs.
  • Vorbereitung für die folgende Stunde.
  • Mein Kind kommt leichter mit, wenn im Stoff weitergearbeitet wird.
  • Hausübung machen ist eine erste Vorbereitung und Übung für die Schularbeit.
  • Mein Kind und ich erhalten Feedback darüber, was verstanden wurde und wo noch Übungsbedarf ist.

Hausübungen sind heute ein wichtiger Teil der Mitarbeitsnote und werden auch entsprechend in die Gesamtnote eingerechnet (Gilt leider noch nicht bei allen Lehrern!).

Christas Tipps für Hausübungen
  • Pause vor der Hausübung

Zur Pause vor der HÜ gehört ein gutes Essen und Zeit, in der das Kind rasten und/oder toben kann. Besonders gut eignet sich Bewegung im Freien, Trampolin springen, schaukeln, aber auch kreativer Ausgleich, wie malen, musizieren oder Musik hören. Kinder, die sich gerade in Wachstumsphasen (verstärkt in der Pubertät) befinden, brauchen vielleicht etwas Schlaf, um das HÜ-Pensum und Lernen am Nachmittag zu schaffen.

  • Genügend Zeit

Alles braucht seine Zeit, auch die Hausübung. Sie sollte im Tagesablauf ihren Platz haben. Es ist wichtig, nicht jeden Nachmittag so zu verplanen, dass die HÜ nur schnell in entstehenden Lücken gemacht werden kann. Besonders für jüngere Kinder ist es essentiell, Hausübungen zu einer Zeit zu bearbeiten, wo sie auch noch fit sind. Es gibt natürlich immer Ausnahmetage und die darf es auch geben. Das hält die Kinder flexibel.

  • Lockere Atmosphäre erlaubt

Hausübung darf in lockerer Atmosphäre stattfinden. Sie darf auch mal im Stehen oder im Liegen geschrieben werden. Kinder, die sehr unter Spannung stehen, sollten ruhig öfter aufstehen und sich durchschütteln oder springen. Das entspannt sie und es kann danach wieder weitergearbeitet werden.

  • Einteilung/Einschätzung

Die Kinder dürfen sich die HÜ selbst einteilen. Sie bestimmen also selbst die Reihenfolge der Aufgaben. Außerdem sollen die Kinder immer versuchen abzuschätzen, wie hoch der Zeitaufwand sein wird. Das hilft ihnen wiederum bei der zukünftigen Zeiteinteilung und Aufgabenaufteilung.

  • Zeit sichtbar machen

Für Kinder denen es schwer fällt den „Hausübungsberg“ zu überwinden und durchzuhalten, ist es hilfreich, die Zeit sichtbar zu machen. Dazu stelle ich einen Timer auf 20 Minuten. In dieser Zeit soll mein Kind versuchen, so viel HÜ wie möglich zu machen. Ist die Zeit abgelaufen, sehen wir gemeinsam, was es erreicht hat und es darf eine kleine Pause einlegen. Das eignet sich besonders gut für Volksschüler, da sie in vielen Fällen mit der HÜ im vorgegebenen Zeitraum (beinahe) fertig werden.

Wichtig: Die Zeit nicht zu knapp berechnen, da die Kinder auch ein Erfolgserlebnis brauchen!

  • Sich Hausübungen vom Kind erklären lassen

Ich lasse mir die Hausübung gerne vor und/oder nach der Fertigstellung von meinem Kind erklären. In beiden Fällen erhält es die Sicherheit, die Aufgabe bewältigen zu können und ist somit auch gerüstet, wenn es etwas an der Tafel erklären muss. Ich frage meine Kinder gerne, wie sie den Stoff vom Lehrer erklärt bekommen haben. In den meisten Fällen können sie mir einen Teil oder fast alles wiedergeben und so fällt ihnen das Weiterarbeiten leichter.

  • Unterstützung an der richtigen Stelle

Kinder sollten die Hausübung selbständig machen, aber es ist auch erlaubt seine Kinder zu unterstützen. Wichtig ist es, mit seinem Kind abzuklären wo, wann und wie es Unterstützung wünscht. Das Kind soll mit Hilfestellungen nicht einfach überrollt werden. Das nimmt dem Kind das Selbstvertrauen in die eigene Leistung.

  • Ziele abstecken

Wenn Kinder sehr viel HÜ haben, ist es wichtig, kleine Ziele abzustecken und dazwischen immer Pausen zu machen. Eine To-Do-Liste eignet sich besonders dafür. So haben Kinder guten Überblick über ihre Aufgaben und erleben Erfolg, wenn etwas abgehakt werden darf.

Heute als Mutter sehe ich die Hausübung als eine gute Übungsmöglichkeit. Vorausgesetzt, sie wurde vom Lehrer klug gewählt.

So schnell geht's und es ist schon wieder die Hälfte der Woche vorbei! Ich wollte die Gelegenheit nutzen um euch eine schöne Wochenmitte zu wünschen – hier ist ein Schnappschuss von unserem Sonntagsspaziergang letztes Wochenende. Es tut jedem gut mal Handy und co beiseite zu legen und die frische Luft in der Natur zu genießen. Habt ihr übrigens schon meinen letzten Blogeintrag zum Thema "Lernen braucht Gehirn" gelesen? Ich würde mich freuen wenn ihr mir einen Kommentar dalasst! Den Link findet ihr in meiner Bio 😉🍁

A post shared by Christa Schludermann (@lernwerkstatt.blog) on Oct 11, 2017 at 12:47pm PDT

Wird bei euch zu Hause die HÜ zur Qual, weil sie zu lang ist oder unnötig viele Wiederholungen gefordert sind? Dann gibt es noch einen Tipp vom Team der Homepage Rat auf Draht. Sie beschreiben, was wir als Eltern mit dem Lehrer bezüglich Hausübung ausmachen und festlegen können:

Klären Sie zu Schulbeginn ab:

  • In welcher Zeit sollen die Hausübungen erledigt werden können?

  • Was ist zu tun, wenn die Kinder das in der vorgegebenen Zeit nicht schaffen? Soll die Hausübung abgebrochen werden oder soll das Kind weiter daran arbeiten?

  • Wie und wo werden die Hausübungen in der Schule notiert?

  • Sollen Eltern sie mit dem Kind kontrollieren oder möchte die Lehrkraft direkt sehen, ob der Lehrstoff verstanden wird?

  • Wird überprüft, ob die Kinder die Hausübung in der Zeit schaffen?“3

Ihr dürft euch auf Absprachen rund um die HÜ, die am Anfang oder während des Schuljahres von euch und dem Lehrer festgelegt wurden, jederzeit berufen, wenn es im laufenden Jahr zu Abweichungen kommt. Es ist hilfreich, wenn ihr euch besprochene Inhalte aufschreibt. Es kann eure Erinnerung unterstützen und ihr habt schriftliche Unterlagen, auf die ihr euch berufen könnt.

Vielen Dank, wenn ihr bis hierher gelesen habt! Welche Erfahrungen habt ihr und eure Kinder mit dem Thema Hausaufgaben gemacht? Teilt sie mit mir in den Kommentaren ;-). Wenn ihr mich unterstützen möchtet, dann diskutiert hier eifrig mit mir, folgt mir auf Instagram und teilt diesen Beitrag in den sozialen Netzwerken.

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  1. https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=1009600  zugegriffen am 15.02.2017
  2. Vgl. Julia Neuhauser, Der Zweifel am Sinn von Hausübungen, Die Presse, 17.03.2012, http://diepresse.com/home/bildung/739304/Der-Zweifel-am-Sinn-der-Hausuebungen  zugegriffen am 15.02.2017
  3. https://www.rataufdraht.at zugegriffen am 15.02.2017
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