Elternabend – der erste in der neuen Klasse. Heute muss ich pünktlich sein. Ich spüre eine Aufregung in mir, ein leichtes Unbehagen. Am liebsten würde ich heute mal zu Hause bleiben!
Ich betrete das Klassenzimmer. Klar, es ist nur noch ganz vorne etwas frei. Wieder mal zu spät dran! Na gut, dann auf in die erste Reihe. Spannung liegt in der Luft. Was wird jetzt kommen? Unruhiges Gemurmel in den Reihen. Ich blicke mich im Klassenzimmer um und halte nach bekannten und sympathischen Gesichtern Ausschau. Spontan fällt mir niemand auf, alle Gesichter fremd, ein bisschen unnahbar und genauso angespannt wie ich. Während ich warte, fällt mir auf, dass der Sessel immer noch hart und unbequem ist. Die Tische sind schmutzig und der Geruch – die totale Erinnerung.
Ich schaue mich im Raum um. Die Fächer sind chaotisch und die Klasse ist voller Spinnweben und Papierschnipsel. Das Geräusch der Türklinke reißt mich aus meinen Gedanken.
Der Lehrer betritt die Klasse. Mit eiligen Schritten tritt er zu seinem Tisch. Ein Schutz und was zum Anhalten. Er ist aufgeregt. Nervös tritt er von einem Bein auf das andere und versucht mit einem Lächeln auf den Lippen eine lockere Begrüßung. Langsam verstummen die letzten leisen Gespräche. Der „Rundumblick“ des Lehrers signalisiert es mir: Der Abend beginnt!
Der Elternabend ist bei vielen Eltern, mit denen ich gesprochen habe, eine eher unbeliebte Veranstaltung. Besonders, wenn sie mehrere Kinder und diese an unterschiedlichen Schulen haben. Für viele Mamas und Papas ist der Elternabend eine nicht zufriedenstellende Veranstaltung. Verlorene Zeit! Meist herrscht eine eher angespannte Atmosphäre, die wenig Spielraum für Diskussionen und gute Gespräche lässt. Wichtige Fragen fallen vielen von uns erst zu Hause ein, wenn wir die Inhalte nochmals durchgehen und überdenken und wenn wir registrieren, was alles gesagt oder auch nicht gesagt wurde.
Auch ich konnte mich früher oft schwer motivieren, wenn es um Elternabende ging. Und auch heute muss ich mir manchmal gut zureden und mich daran erinnern, dass es gut ist, dabei zu sein.
6 gute Gründe, warum du am Elternabend teilnehmen solltest!
- Mit deiner Anwesenheit zeigst du Interesse am Leben deines Kindes und zeigst dich als präsenten Teil der Schulgemeinschaft.
- Der Elternabend dient der Information über das kommende Jahr. Du lernst den oder die Lehrer deines Kindes kennen und erhältst erste Informationen zu ihrem Unterricht.
- Du erhältst einen Eindruck von der Klasse, den Eltern und dem Lehrer. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn dein Kind mit der Schule beginnt oder in eine neue, bereits bestehende Klasse kommt.
- Der Elternabend gibt dir die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Die Fragen können organisatorischen, didaktischen und pädagogischen Inhalt haben.
- Du hast die Möglichkeit, dich aktiv in das Klassengeschehen einzubringen. Sei es durch die Teilnahme an verschiedenen Klassenbeschlüssen, wie Beurteilungen im Zeugnis (alternative Beurteilung oder Noten), Wahl des Klassenelternvertreters, gesunde Jause und vieles mehr oder durch Fragen.
- Du kannst Kontakte zu anderen Eltern knüpfen, Eltern von Freunden deines Kindes kennenlernen und selbst Freundschaften knüpfen.
Verschiedene Varianten von Elternabenden?
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Der Elternabend am Beginn des Schuljahres: In vielen Schulen wird er auch Elternforum genannt.
Diese Art von Elternabend dient vorwiegend der Information. Der Klassenlehrer präsentiert allgemeine Infos, die alle Schüler und Eltern in der Klasse betreffen, zum Beispiel Informationen zu Klassenausflügen. Auch eventuelle Neuerungen oder Veränderungen an der Schule, wie bei der Hausordnung oder bei den Unterrichtsmethoden werden vorgestellt. In neuen Mittelschulen und Gymnasien stellen sich in der ersten Klasse auch die Lehrer vor und präsentieren kurz ihr Fach und den Lehrinhalt für das kommende Jahr. Zu den Informationen können Fragen gestellt und eventuelle erste Unklarheiten direkt besprochen werden.
Im Elternforum werden aber auch verschiedene Abstimmungen durchgeführt, die danach für das restliche Jahr ihre Gültigkeit haben. Kassenelternvertreter, gemeinsame Projekte, Beurteilungsform im Zeugnis, usw. Deine Stimme kann dabei entscheidend sein!
No-Gos für diesen Elternabend:
- Fragen zu den Leistungen deines Kindes
- Besprechen persönlicher Differenzen mit dem Lehrer
Für diese Anliegen ist die Sprechstunde des Lehrers der geeignete Rahmen.
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Der Elternabend, der aufgrund von Problemen in der Klasse einberufen wird:
Diese Form des Elternabends kann von unterschiedlichen Personen einberufen werden. Dies ist abhängig davon, welche Art der Probleme besprochen werden. Bei disziplinären Problemen innerhalb der Klasse geht die Einladung meist von der Schule aus. Geht es um Probleme, die Schüler und Eltern mit einer oder mehreren Lehrpersonen haben, spricht die Einladung meist der Elternvertreter aus. In jedem Fall wird bei diesen Veranstaltungen das in der Ausschreibung angeführte Problem diskutiert. Inhalte, die nicht zum Thema passen werden hier ausgespart und können zu einem passenderen Zeitpunkt besprochen werden.
No-Gos für diesen Elternabend:
- Organisatorische Fragen
- Fragen zu den Leistungen deines Kindes
Diese Anliegen müssen zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Lehrer in der Sprechstunde besprochen werden.
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Und dann gibt es noch das gemütliche Elterntreffen, das oft auch als Elternstammtisch bezeichnet wird.
Diese Art des Zusammentreffens bietet dir die Möglichkeit, die Eltern der anderen Kinder kennenzulernen und dich mit ihnen auszutauschen. Es ist eine Art Netzwerktreffen, denn alle haben etwas gemeinsam: ein Kind in der Schule! Und alle wünschen sich, dass es ihrem Kind in der Schule gut geht. Der gemütliche Charakter bei einem Getränk und gutem Essen steht im Vordergrund. Das heißt jedoch nicht, dass Diskussionen zu Schulthemen und Entwicklungsthemen der Kinder ausgespart werden müssen. Es ist schön zu erfahren, dass andere Menschen ähnliche Erfahrungen, Ängste und Sorgen teilen. Das gibt dir Trost und das Gefühl, mit deinem Problem nicht allein zu sein.
No-Go für diesen Elternabend:
- Sich mit Eltern, deren Kinder für Probleme in der Klasse sorgen, anlegen.
Diese Anliegen werden dem Lehrer in der Sprechstunde vorgetragen, der dann entsprechende Maßnahmen einleiten kann.
Jede Form des Elternabends hat ihre ganz besondere Qualität, die du dir zunutze machen kannst. Damit das gelingt und du danach auch zufrieden und gestärkt herausgehst, ist es wichtig, dich gut und passend vorzubereiten.
Wie bereitest du dich auf den Elternabend vor?
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Einstimmung auf das Thema des Elternabends:
Dabei solltest du berücksichtigen, welche Variante des Elternabends geplant ist. Beachte die No-Gos!
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Deine Ziele für den Elternabend erarbeiten und notieren:
Dieser Punkt ist besonders wichtig, wenn es sich um einen Elternabend zu einem bestimmten Problem handelt. Werde dir bewusst, was deine Meinung zu diesem Problem ist und was du mit deiner Teilnahme an diesem Ereignis erreichen möchtest. Deine Ziele kannst du dir zur Unterstützung notieren. Aber auch Antworten auf organisatorische und didaktische Fragen können als Ziel formuliert werden.
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Fragen überlegen und notieren:
Welche Fragen können dir bei dem bevorstehenden Elternabend beantwortet werden und welche brauchen andere Rahmenbedingungen? Beachte, welche Art von Elterntreffen ansteht!
Wie du am besten Fragen formulierst, kannst du in meinem Blogeintrag „Ein gutes Gespräch zur richtigen Zeit“ nachlesen. Bei heiklen Themen am Elternabend lohnt es sich, als Vorbereitung eine Fragensammlung anzulegen, die du beantwortet haben möchtest. Es ist meist nicht notwendig, alle Fragen zu stellen, da meist einige schon im Gespräch mit dem Lehrer oder den Eltern geklärt werden.
Deine Notizen sind deine Orientierung und Rückorientierung im Gespräch, besonders dann, wenn die Diskussionen sehr heftig werden und sich vom Kern des Gesprächs entfernen. Habe den Mut, mit einer gezielten, passenden Frage, das Gespräch wieder in die richtige Richtung zu lenken!
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Sorge gut für dich!
Vor der Abfahrt zum Elternabend lohnt es sich, einen Moment inne zu halten, um zu sehen, was du noch brauchst. Wasser? Kaffee? Essen? Musik? Was auch immer es ist, nimm dir die Zeit, deine Bedürfnisse zu stillen.
Nachbereitung und Reflexion des Elternabends:
Auch einen Elternabend solltest du für dich nachbearbeiten und reflektieren.
- Wie fühlst du dich jetzt?
- Was hat dir gefallen oder auch nicht gefallen?
- Welche Fragen sind für dich unbeantwortet geblieben?
- Welche Fragen solltest du unbedingt in einem Gespräch klären und welche haben Zeit?
- Was brauchst du, damit du gut und positiv mit diesem Abend abschließen kannst?
Es lohnt sich, zuerst für dich selbst, mit deinem Partner oder einer Freundin zu reflektieren. Mit großer Unzufriedenheit oder Wut gleich nochmals zum Lehrer zu starten, ist in vielen Fällen kontraproduktiv. Besser erst die Gedanken sortieren und danach deine Ziele neu festlegen und in einem persönlichen Gespräch klären.
Wenn du aus dem Elternabend gestärkt und positiv gestimmt herausgehst, war es ein guter Abend. Freue dich und schau nochmals in dich, was diesen Abend so positiv in Erinnerung sein lässt! Dies kann ein gutes Feedback für den Lehrer sein, wenn du ihn das nächste Mal triffst.
Was du als Elternvertreter beim Elternabend beachten solltest:
Wenn du als Klassenelternvertreter einen Elternabend oder ein Elterntreffen veranstaltest, sind einige Dinge zu beachten.
Elterntreffen:
- Das Treffen darf und soll im Gasthaus stattfinden, da die gemütliche Atmosphäre bei Essen und Trinken die Gespräche zwischen den Eltern fördert und unterstützt.
- Ein abgegrenzter Bereich zu den anderen Gästen ist notwendig, da nur in einem geschützten Umfeld offene Gespräche stattfinden können.
- Es braucht seitens des Elternvertreters zu Beginn keine Rede, jedoch eine Begrüßung und ein Dank an alle, die gekommen sind, hat bestimmt positive Wirkung. Die Eltern, die sich Zeit genommen haben, fühlen sich dadurch wertgeschätzt.
- Im Rahmen der Begrüßung können auch allgemeine Informationen, die für alle von Interesse sind, mitgeteilt werden. Z. B. das Geschenk für die Lehrerin zur bevorstehenden Karenz, Informationen vom Elternverein über Unterstützungen für Schulveranstaltungen, etc.
- Falls es zwischen Eltern zum Streit kommt, der weit über heftiges Diskutieren hinausgeht, ist es notwendig, die streitenden Parteien zu stoppen. Dieser Streit muss an anderer Stelle und in anderem Rahmen weitergeführt werden.
Elternabend, der aufgrund eines Problems in der Klasse einberufen werden muss:
- Erst musst du für dich abklären, ob du dich als Elternvertreter dieses Problems annehmen kannst. Wenn es um Probleme vieler Schüler/Eltern mit einem Lehrer geht, solltest du ein offenes Ohr für die Probleme haben. Falls es sich um disziplinäre Schwierigkeiten zwischen Schülern innerhalb der Schule oder zwischen Schüler und Lehrer handelt, dann ist dieses Problem in der Schule zu behandeln.
- Auch für diesen Elternabend ist ein Extrazimmer für die Besprechung des Problems unbedingt nötig.
Als Elternvertreter musst du dich gemeinsam mit deinem Stellvertreter auf das gegebene Problem vorbereiten. Das beinhaltet zum einen das genaue Wissen um die Schwierigkeiten und Klarheit darüber, was deine Meinung zum Problem ist. Hast du vielleicht Lösungsvorschläge?
Als unterstützende Maßnahme kann beim Elternabend ein Protokoll angefertigt werden, in dem alle erarbeiteten Punkte und Vorgehensweisen aufgeschrieben sind. Somit sind alle Eltern informiert, auch jene, die nicht teilnehmen konnten und jeder kann die vereinbarten Schritte nachlesen.
Davon rate ich dir als Elternvertreter ab:
Lass dich nicht auf ein gemeinsames Gespräch aller Eltern mit dem „problematischen“ Lehrer ein.
- Warum? Solche Gespräche führen in den seltensten Fällen zum gewünschten Ziel.
- Was passiert? Der Lehrer fühlt sich durch die zahlreichen verbalen Äußerungen und Anschuldigungen aus verschiedenen Richtungen in die Ecke gedrängt. Die Folge davon ist eher Ablehnung und Abwehrhaltung als innere Reflexion und konstruktive Lösungsvorschläge.
- Was wäre besser? Einen Elternabend unter den Eltern, an dem alle Kritikpunkte gesammelt werde. Wenn alle damit einverstanden sind können die Punkte von dir und deinem Stellvertreter bei einem Gespräch mit dem Lehrer im Namen der Klasse vorgetragen werden. Wenn das Gespräch nicht den gewünschten Erfolg bringt können und müssen weitere Schritte eingeleitet werden.
- Was ist wichtig, wenn ein Gespräch erfolglos bleibt? Wichtig! Handle nicht eigenmächtig, sondern nur im Auftrag der Eltern. Gehe immer mit deinem Stellvertreter oder einem anderen Elternteil zu Gesprächen. Und halte stets den Dienstweg ein!
Ich fahre nach Hause! Wieder ein Elternabend um. Meine Gedanken springen noch zwischen den Informationen und Gesprächen hin und her. Noch ist keine Ordnung. Unterschiedliche Gefühle arbeiten in mir nach und versuchen sich zu sortieren. Erleichterung, Unruhe, Spannung, Wut, Spaß, von allem ist etwas dabei. Manches ist beantwortet, manches ist noch unklar. Zu Hause erwartet mich mein Mann und bei einer Tasse Tee lasse ich den Abend Revue passieren. Es tut mir gut, die Informationen, Gedanken und Gefühle auszusprechen. Es macht mir manches klarer und es ergeben sich manche Fragen, die ich in nächster Zeit noch abklären kann. Gelöst liege ich auf dem Sofa und lasse den Abend ausklingen. Schule macht müde!