Das Schuljahr ist zu Ende und die Schülerinnen und Schüler sind in den wohlverdienten Sommerferien. Aber leider nicht alle. Viele haben das Jahr in einem oder mehreren Fächern nicht geschafft und stehen vor einer oder mehreren Nachprüfungen im Herbst.
Aus der Traum von „neun Wochen Entspannung pur“ und „keine Gedanken an Schule verschwenden“.
„Lernen, lernen, lernen!“ ist das Motto für den Sommer.
Die Enttäuschung darüber, das Jahr nicht positiv abgeschlossen zu haben, sitzt in Schülerinnen und Schülern, aber auch in den Eltern sehr tief. Bei den meisten ging der monatelange Kampf um eine positive Note, mit viel Schweiß und Tränen, Nachhilfe und Gesprächen, im letzten Moment doch noch verloren. Trauer, Scham, Müdigkeit, Resignation, Wut, Aggression, ein Gefühls-Wirrwarr für Kinder und Eltern.
Es ist gut, diesen Gefühlen auch einmal freien Lauf zu lassen. Denn ist es nicht so?
Es macht traurig, wenn sich Anstrengungen nicht gelohnt haben.
Es macht wütend, wenn Schwierigkeiten in einem Schulfach eine ganze Schullaufbahn lahmlegen.
Es macht müde, wenn die gesamte Energie für ein Schulfach aufgebraucht wird, das einem nicht liegt und kaum Zeit für Lieblingsfächer und Interessen bleibt.
Loslassen und Zulassen von vorhandenen Gefühlen unterstützt den Verarbeitungsprozess, hilft die innere Balance zu finden und schafft Platz für den positiven Blick nach vorne.
Und der Blick nach vorne gilt der Prüfung, die bestanden werden möchte!
Deswegen ist es besonders wichtig, den Sommer besonders gut einzuteilen und zu nutzen, damit freie Zeit gegenüber dem Lernen auf keinen Fall auf der Strecke bleibt.
9 Tipps für die bevorstehende Wiederholungsprüfung
- Dem Kind mit Liebe begegnen
Der Fünfer ist da und es nutzt jetzt niemanden, wenn das Kind geschimpft und immer wieder dafür kritisiert wird. Viel mehr ist es jetzt wichtig, den Blick nach vorne zu richten und das Beste aus der Situation zu machen. Möge uns allen nie etwas Schlimmeres passieren, als eine Fünf im Zeugnis.
- Durchatmen!
Um das Kind in dieser Situation optimal begleiten zu können, musst du als Elternteil selbst kräftig durchatmen, den Stress rausnehmen und runterkommen. Deine Schwingungen sind Orientierung für dein Kind. Schaffst du es, ruhig zu werden und zu bleiben, dann kann sich auch dein Kind beruhigen. Eine wichtige Voraussetzung für Lernen!
- Zeitplan erstellen
Es ist von Vorteil, sich rechtzeitig vor dem Lernbeginn (am besten schon am Beginn der Ferien), einen Überblick zu verschaffen – Was muss gelernt werden?
Ich empfehle die Buchseiten, die Abschnitte im Heft, die zur Prüfung kommen, zu markieren, um sich einen ersten Überblick über den gesamten Stoff zu machen. So kann der Zeitaufwand abgeschätzt werden und das hilft bei der endgültigen Zeiteinteilung. Der Zeitplan sollte so gestaltet werden, dass keine Lernmarathons entstehen, sondern auch in der letzten Lernphase vor der Prüfung noch genügend Freizeit übrigbleibt.
- Nachhilfe organisieren
Eine wichtige Entscheidung ist das Thema Nachhilfe. Viele Eltern lernen selbst mit ihren Kindern. Es ist jedoch zu überlegen, ob in dieser Ausnahmesituation die Investition in einen Nachhilfelehrer oder Lehrerin oder in ein Nachhilfeinstitut eine gute wäre. Das Lernen mit dem eigenen Kind in Stresssituationen ist häufig sehr nervenaufreibend und die Eltern-Kind-Beziehung leidet darunter. Eltern dürfen die Unterstützung „Nachhilfe“ in Anspruch nehmen, in welcher Form auch immer, und meist erweist es sich als äußerst sinnvoll.
Die Nachhilfe muss auf jeden Fall zu Beginn der Sommerferien festgelegt werden, damit ein vernünftiger Zeitplan eingehalten werden kann.
- Erholung und Entspannung
Sind oben genannte Punkte abgearbeitet, dann beginnt die Zeit der Erholung. Jedes Kind hat ein Recht auf Ferien, auch dann, wenn es eine Nachprüfung hat. Es ist enorm wichtig, dass Kinder einige Wochen gar nichts für die Schule lernen. Ausschlafen, Sport betreiben, Spielen, Schwimmen gehen, Freunde treffen, eine Reise machen, seinen Interessen nachgehen, Fernsehen, Computer spielen, malen,… was es auch immer in diesen 3 Juli-Wochen machen möchte oder machen kann. Es ist Zeit richtig abzuschalten. Das gilt für die gesamte Familie. Das ist eine grundlegende Vorbereitung auf das Lernprojekt.
- Lernplan und Checkliste
Die Lernzeit startet bei fast allen Kindern und Jugendlichen Anfang August. Sowohl der Besuch im Nachhilfeinstitut oder beim Nachhilfelehrer/in, als auch das Üben und Wiederholen zu Hause. Der erstellte Lernplan sollte eingehalten werden, besonders die Lernzeiten; es bringt nichts, die Lernzeit unnötig zu verlängern, weil ein Kapitel noch nicht ganz beendet ist. Lieber die vorher festgelegten Pause machen und zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückkommen. Sind Kapitel oder Themen abgeschlossen, auf der Checkliste abhaken! Das macht das bereits Gelernte sichtbar und motiviert ungemein.
- Lerncoaching – psychologische Betreuung
Viele Kinder und Jugendliche, die Wiederholungsprüfungen haben, kämpfen auch mit Prüfungsängsten und/oder großer Nervosität. Kein Wunder, denn das Versagen in wichtigen entscheidenden Prüfungssituationen hinterlässt Spuren. Ein Lerncoach, ein Psychologe oder eine Psychologin können in diesem Fall eine wertvolle Unterstützung für Schüler/innen und auch Eltern sein. Gemeinsam können Strategien und Techniken erarbeitet werden, damit Prüfungsängste nicht die Oberhand gewinnen und der Glaube an sich selbst wieder gestärkt wird.
Ein Lerncoach kann auch optimale Lernstrategien und Techniken erarbeiten, die Kinder und Jugendliche beim Lernen unterstützen. Technik für das Merken von Inhalten und Vokabeln, Konzentrationsübungen, usw. Eine Beratung kann von großem Nutzen sein!
- Wiederholen
Um Inhalte zu festigen und für lange Zeit abzuspeichern, sind Wiederholungen besonders wichtig. Wiederholen gibt Sicherheit und stärkt das Selbstvertrauen. Vorsicht jedoch vor zu vielen Wiederholungen – das demotiviert und das wollen wir auf keinen Fall!
Wiederholungen können zu Hause in zwanglosen Settings eingebaut werden. Zum Beispiel erzählt oder wiederholt das Kind seine Lerninhalte bei einem gemeinsamen Spaziergang. Das eignet sich besonders für Vokabelwiederholungen, Leselektüren aber auch Grammatikregeln und Lernstoff verschiedenster Lernfächer, wie Chemie oder Physik. Selbst Jugendliche lassen sich manchmal gerne von Eltern „abprüfen“, indem sie erzählen, was sie gelernt haben. Auf diese Art und Weise überprüfen sie sich selbst, wie viel sie sich bereits merken konnten.
- Selbstfürsorge – elterliche Fürsorge
Damit ein derart riesiges Projekt durchgestanden werden kann, ist Fürsorge ein unerlässliches Thema. Zum einen sollen Kinder und Jugendliche gut für sich selbst sorgen. Genügend schlafen, gut und ausreichend essen und trinken, Pausen einhalten und Bewegung an der frischen Luft. Da diese Art der Selbstfürsorge gar nicht so einfach ist, kannst du als Mama oder Papa das optimal unterstützen, indem du stets ein Auge auf deine Kinder hast und sie umsorgen hilfst. Gemeinsame Bewegungserlebnisse schaffen, Radfahren, Spaziergänge, Schwimmen gehen oder ausgewogene Mahlzeiten zubereiten. Meist können Kinder diese Art der Fürsorge in diesen Stresssituationen ganz gut annehmen, auch wenn sie ansonsten sehr selbständig und selbstbestimmt sind.
Ich wünsche allen Kindern, Jugendlichen und Eltern einen wunderschönen Sommer und viel Glück bei anstehenden Prüfungen!
Alle Liebe
Christa
„Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren“
-Bertolt Brecht