Ich höre in den letzten Tagen immer wieder, Eltern sind mit den Kindern im Homeschooling überfordert und es wird uns täglich deutlich gemacht, Eltern können die LehrerInnen nicht ersetzen.
LehrerInnen leisten enorm viel – Eltern ebenso!
Ich lese und höre Lobeshymnen über LehrerInnen, was sie alles leisten und schaffen, wie wichtig sie sind und den Eltern alles abnehmen. Wie sie sich für ihre SchülerInnen aufopfern und erhebliche Mehrarbeit leisten. Aber gleichzeitig höre ich auch zwischen den Zeilen die Häme gegenüber Eltern, da sie jetzt endlich mal am eigenen Leib erfahren, was Schule für ihre Kinder leistet.
Keine Frage, Schule ist eine wichtige Einrichtung und der Beruf des Lehrers/der Lehrerin ein wichtiger Beruf, den unsere Gesellschaft wirklich braucht.
Ich weiß auch, dass Schulen für viele Kinder Schutzräume sind und für diese Kinder ein Lehrer/eine Lehrerin weit mehr ist als eine Person, von der sie unterrichtet wird.
Ich bin mir bewusst, dass durch die Umstellung der Unterrichtsweise neue Anforderungen an LehrerInnen gestellt werden, denen nicht alle gleich schnell und gleich gut gewachsen sind.
Ich bedaure, dass trotz aller Bemühungen seitens der LehrerInnen, viele SchülerInnen nicht mit dem derzeitigen Unterrichtsangebot erreicht werden und sie sich deswegen sorgen. Denn gerade in den Pflichtschulen haben die LehrerInnen meist auch mehr Kenntnis über Lebensumstände der SchülerInnen und auch zu Recht Sorge darüber, wie es ihnen in dieser Zeit geht und was sie erleben (müssen).
Ich kenne jede Menge sehr gute, engagierte LehrerInnen …
Ich denke, ich bin eine Mama, die in den vergangenen Jahren immer versucht hat, mit der Schule und den LehrerInnen gut zusammenzuarbeiten und dies mehr und manchmal auch weniger gut geschafft hat.
Ich gehöre zu jenen, die mit positivem Feedback nicht sparsam umgehen, aber ich äußere mich auch kritisch und nehme nicht immer alles still hin.
Ich habe jede Menge sehr gute, sehr interessante und überaus engagierte LehrerInnen getroffen. Aber ich habe auch welche getroffen, die nicht motiviert sind und auf die Ferien warten.
Und das unterscheidet sie nicht von anderen Berufsgruppen oder Firmen – es gibt immer die besonders herausragenden, die guten und die nicht motivierten Mitarbeiter.
Ja, die Schule ist, wie wir übrigens alle in diesen Wochen, gefordert, sich aus ihrer Komfortzone zu bewegen. Das ist mit großer Anstrengung verbunden, da werden Fehler gemacht, da kommt es zu Überforderung, zu Verzweiflung, zu Widerständen, zu Wut und auch manches Mal zu Resignation.
Eltern sollen LehrerInnen nicht ersetzen; auch nicht, wenn Schulen geschlossen sind
Ja, Eltern sind momentan sehr gefordert und vielleicht viele Stunden am Tag auch überfordert und können LehrerInnen tatsächlich nicht ersetzen.
Aber das ist gar nicht notwendig, denn sie sind die Eltern der Kinder. Ihre Rolle im Umgang mit ihrem Kind ist eine gänzlich andere als die eines Lehrers/einer Lehrerin. Sie haben ganz andere Aufgaben und Herausforderungen zu bewerkstelligen und das jeden Tag und jede Nacht.
Und ich finde Eltern sollten Eltern bleiben und bleiben dürfen und keinesfalls die Rolle der LehrerInnen einnehmen. Eltern brauchen LehrerInnen nicht ersetzen, zu keiner Zeit, auch nicht wenn Schulen geschlossen sind oder gerade weil Schulen geschlossen sind und Homeschooling auf dem Programm steht.
Konzentrieren wir uns jetzt darauf, diese „Krise“ als Chance zu nutzen.
Als Chance, mehr gegenseitigen Respekt füreinander aufzubringen.
Respekt gegenüber den SchülerInnen, die sich reinhängen und alles geben.
Respekt gegenüber den Eltern, die jeden Tag ihr Bestes geben unter oft enormer Mehrbelastung.
Respekt gegenüber LehrerInnen, die gefordert sind, die Beziehung zu ihren SchülerInnen neu zu gestalten und verpflichtet sind, Lehrinhalte neu aufzubereiten.
Letztendlich sind wir alle Menschen, die in einer Pandemie verzweifelt versuchen, unser Leben so normal als möglich zu leben und zu gestalten.
Alles Liebe
Christa