Endlich Weihnachtsferien! Besonders die Schulkinder erwarten diese Ferien schon lange. Nicht nur wegen des Weihnachtsfestes und der Geschenke, sondern auch wegen der freien Zeit, die nach vielen Wochen Schule die ersehnte Belohnung darstellt. In Österreich liegen, bis auf einige Feiertage, 15 Wochen durchgehend Schule hinter uns, die längste Spanne zwischen zwei Ferienterminen. Jede Menge Schularbeiten und Tests wurden geschrieben. Sehr verständlich, dass auch für die Kinder nun erstmal eine Pause fällig ist. Und da neben der Arbeit auch Schule auf dich als Mutter oder Vater wirkt, hast auch du dir, in Bezug auf das Lernen, eine Pause verdient.
Die erste Ferienwoche steht ganz im Zeichen von Freizeit. An Schule wird kein einziger Gedanke verschwendet. Die Schulsachen bleiben in den Taschen und diese möglichst weit weg verstaut. Jetzt stehen Familie und Freunde, Spiel und Spaß, Bewegung und Ruhe im Vordergrund. Der Arbeits- und Schulalltag bleiben draußen. Gemeinsam feiern und essen, soziale Kontakte pflegen, ausschlafen, gemütlich sein und einfach die Seele baumeln lassen bestimmen den Tag.
Diese letzte Woche im Jahr hat eine besondere Qualität. Die losgelöste Stimmung, die Ruhe, die Stille, die Geborgenheit und auch das sich Zurückziehen geben Kraft für das neue, bevorstehende Jahr. Wie in der Natur, die sich in den Wintermonaten zurückzieht, um Kraft zu tanken, damit sie im Frühjahr wieder erblühen kann, so ist es auch bei uns. Auch wir brauchen diese schöpferische Pause, damit es im neuen Jahr wieder gestärkt weitergehen kann.
Damit aus den Ferien aber auch wahre Erholung wird, braucht es von dir vorab eine kleine Planung.
Was kannst du tun, damit die Ferien für dein Kind frei und erholsam sind?
- Termine für Jänner schon im Dezember checken: Schularbeitstermine, Referate, Präsentationen, Lesetagebücher, Tests. Sind Termine direkt nach den Ferien angelegt, muss du überlegen, was noch vor den Ferien erledigt werden kann und/oder wie viel Zeit das in den Ferien beanspruchen wird. Schau darauf, dass dein Kind eine Woche durchgehend Ferien hat!
- Ist dein Kind von einer Frühwarnung betroffen, organisiere vor den Weihnachtsfeiertagen die Nachhilfestunden für Jänner. Wenn du mit deinem Kind selbst lernst, schau, wie das in der zweiten Ferienwoche gut eingeplant werden kann. Auch hier gilt: Eine Woche Pause braucht dein Kind, um sich zu erholen
- Kinder in der Volksschule brauchen beide Ferienwochen zum Erholen. Nichts kann so wichtig sein, dass die Ferien mit Aufgaben und Übungen vollgestopft werden müssen.
- Für viele Eltern ist es wichtig, dass die Kinder ihr Lesetraining nicht aufgeben. Ich denke, Kinder, die gerne lesen, machen dies von sich aus, wenn sie die nötige Lektüre haben. Kinder, die nicht gerne lesen, fangen leider mit geschenkten Büchern zu Weihnachten meist auch nicht an zu lesen. Es gibt natürlich immer Ausnahmen. Auch Lesepausen tun gut und es passiert nicht gleich was, wenn zwei Wochen wenig bis gar nichts gelesen wird! Das ist meine persönliche Erfahrung! Da darf für zwei Wochen auch mal der Druck von den Kindern genommen werden.
- Sind möglichst viele von den Erledigungen vor den Ferien passiert, können die freien Tage in vollen Zügen genossen werden!
Sei dir bewusst, dass auch Lernen eine Pause braucht!
Ferien sind eine Zeit der Verarbeitung und Festigung der Lerninhalte. Trotzdem oder gerade deswegen, weil nicht täglich geübt wird, kann das Gehirn in Ruhe abspeichern, einordnen, umordnen, neu sortieren, strukturieren und festigen. Ferien sind die Stille des Lernens, wie der Winter die Stille der Natur ist. In der Stille wird Vergangenes abgeschlossen und Neues kann beginnen.
In unserer modernen Zeit ist es nicht „in“, sich Zeit für Ruhe und Stille zu gönnen, denn wer nichts tut ist langweilig und fad. Aber oft übersehen wir, dass genau diese Stille uns fehlt, damit wir uns wieder frohen Mutes in die nächsten Aktivitäten stürzen können und Platz für neues Wissen geschaffen werden kann.
„Wir brauchen Aktivität, ein gewisses Maß an Stress ist gesund, Bewegung und Lebensintensität, auch massive Reize gehören zu unserem Leben. Aber eben auch das Gegenteil davon: Muße, Stille, Ruhe, Entspannung, Nichtstun.“1schreibt Johannes Wolfslehner in seinem zuletzt erschienenen Buch über „Das verdrängte Gewissen“.
Diese Worte bringen auf den Punkt, was wir in unserem menschlichen Dasein wirklich brauchen. Die gesunde Abwechslung zwischen Aktivität und Ruhe. Und deshalb ist es besonders wichtig, nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Kindern diese Ruhe zu ermöglichen, sie ihnen vorzuleben und vor allem, sie ihnen zu gönnen.
Ruhe kann einfach einmal nichts tun bedeuten, Ruhe vom gewohnten Alltag, vom Lernen, vom frühen Aufstehen, vom Hausaufgaben schreiben oder von der Arbeit. Das heißt nicht, dass wir gar nichts tun. Diese Zeit kann sogar sehr produktiv sein, aber auf anderen Ebenen als Arbeit, Schule und Lernen.
Für Kinder im Volksschulalter hat Ruhe selten etwas mit „ich mache nichts“ zu tun. Im Gegenteil, sie möchten die gewonnene Zeit in den Ferien mit Spielen verbringen. Spiele, die sonst wenig bis keinen Platz haben. Spiele mit Freunden, draußen in der Natur, bei denen sie sich bewegen können, bei denen sie den Zeitplan bestimmen können. Bei denen sie die Zeit auch einmal vergessen dürfen. Das Kind darf auch einmal in den Tag hinein leben, ohne Leistung erbringen zu müssen. Das entschleunigt, baut Stress ab und lässt Ressourcen entstehen.
Spiel, Freizeit, Erholung, Ruhe, Musik, Bewegung, Familie, Freunde, all das sind wichtige Ressourcen, die du und dein Kind brauchen, um die stressigen Zeiten durchzuhalten. Diese Ressourcen helfen dir und deinem Kind über lange Distanzen der Anstrengung hinweg, aber nur, wenn es auch Zeiten gibt, in denen sie gepflegt und aufgebaut werden können. Die Ferienzeit!
Jugendliche verbringen ihre Ferien ganz anders. Sie wollen ihr Programm selbstbestimmt gestalten, lange aufbleiben und danach lange schlafen. Den Stress abbauen, indem sie in die virtuelle Welt eintauchen ist eine beliebte Methode. Hier ist das Geschick der Erwachsenen gefragt, damit die Kinder nicht durchgehend zwei Wochen vor dem Computer verbringen, sondern auch Bewegung oder Sport machen und soziale Kontakte pflegen. Es gibt auch die Möglichkeit, bereits am Beginn der Ferien abzumachen, an welchen Unternehmungen die Teilnahme der ganzen Familie erwünscht ist, zum Beispiel beim gemeinsamen Skifahren, Eislaufen, oder einer Winterwanderung.
Für jüngere Kinder empfiehlt es sich, eine klare Zeitangabe abzumachen, wie lange am Computer, der Konsole oder am Handy gespielt werden darf.
Es ist gut, wenn du als Erwachsener deinem Teenager genügend Freiraum lässt, um sich zu entfalten und ihn sein eigenes Programm machen lässt. Jedoch stetiger Kontakt und gemeinsame Aktivitäten, die für euch beide oder die gesamte Familie Bedeutung haben sind enorm wichtig. Auch wenn du als Elternteil auf Widerstand stößt oder dich als unangenehmer Gast im Jugendzimmer fühlst. Es lohnt sich mit deinem Kind im Gespräch zu bleiben und ihm so zu zeigen: „Du bist mir nicht egal. Ich bin gerne in deiner Gesellschaft und unternehme gerne was mit dir. Ich bin da, wenn du mich brauchst.“ Solche Erfahrungen, auch wenn du als Mutter oder Vater im Moment noch so sehr auf Ablehnung stößt, können letztendlich für den Teenager eine Ressource sein. Wenn das dahinterstehende Gefühl ehrlich und echt ist.
Ferien bieten eine gute Möglichkeit, wieder mehr ins Gespräch zu kommen und an der Welt des Jugendlichen teilzuhaben.
Gedanken
- Nutze die Ferien, um wieder zu dir zu finden und so ein guter Anker für deine Familie zu sein!
- Sei dir bewusst, dass die Erholung für dich und dein Schulkind eine gute Basis für das zukünftige Lernen bilden!
- Ferien dürfen frei sein – frei von schulischem Lernen und Aufgaben!
- Nimm deine Belastbarkeit und die deiner Familie wahr und gestalte danach das Ferienprogramm. Eine sinnvolle Balance zwischen Unternehmungen und freier Zeit!
- Ferien in Ruhe und Erholung zu verbringen ist Nahrung für die Seele!
- In diesem Sinne wünsche ich Euch schöne Weihnachtsferien!