Schwäche braucht Mitgefühl
Nicht jede Prüfung kann und wird mit „Sehr gut“ bestanden. Auch nach zahlreichen Erfolgen stellt sich vielleicht irgendwann einmal die Zeit ein, in der „Befriedigend“ und „Genügend“ die Beurteilungen anführen. Ja es können auch mehrere „Nicht genügend“ dabei sein, frei nach dem Motto „Ein Fünfer kommt selten allein!“ 😉
In dieser Zeit werden du und dein Kind mit der eigenen Schwäche konfrontiert. Jeder hat Schwächen! Keiner will darüber sprechen oder sie vor anderen eingestehen. Mit einer Note unter der erbrachten Leistung wird eine momentane Schwäche deutlich sichtbar. Jeder Mensch geht damit anders um. Wut und Widerstand lassen auf einen ausgelösten Kampfreflex schließen. Aber auch Erstarrung ist eine häufige Reaktion, die in Ohnmachtsgefühlen sichtbar wird. Menschen, die davon betroffen sind, können oft über einen längeren Zeitraum gar nichts tun, was nicht unbedingt zur Verbesserung der Situation beiträgt.
Umgang mit schwierigen Situationen
Schwierige Zeiten erfordern ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit für dich selbst. Es ist eine Zeit, in der du dir selbst jene Sicherheit und liebevolle Pflege zukommen lassen solltest, die du jetzt brauchst.1 Du weißt selbst am besten, was du jetzt benötigst, da nur du selbst den wahren Schmerz erspüren kannst. Gehe sorgend und sanft mit dir um, damit sich dein inneres Gleichgewicht wiederherstellen kann.
Dein „dich selbst umsorgen“ ist dein Beweis an dich, dass du dich annehmen kannst, so wie du bist – du entwickelst Mitgefühl für dich selbst. Du lehnst dich nicht ab, sondern lässt deinen Schmerz und deine Traurigkeit zu und erkennst sie an.2 Du nimmst dich selbst ernst, bist nicht hart, sondern liebevoll mit deiner Schwäche. Dies ist ein wichtiger Schritt, damit auch Mitgefühl für andere, deinen Partner und deine Kinder wachsen kann.
Eline Snel schreibt in ihrem Buch „Achtsamkeit in der Pubertät“ folgende Zeilen, die für dich und dein Kind in schwierigen Situationen ausschlaggebend sein können:
„Solange wir uns selbst ablehnen, unsere Traurigkeit oder unseren Schmerz weder zulassen noch anerkennen, lehnen wir oft auch (ungewollt) Traurigkeit und Schmerz bei unseren Kindern ab.“3
Und da unsere Kinder stets beobachten, wie wir handeln und uns nachahmen, ist es von enormer Bedeutung, dass wir als Eltern lernen, uns selbst anzunehmen und zu lieben. Denn dies beeinflusst auch die Haltung des Kindes gegenüber sich selbst.
Sorgt bei Bedarf gut für euch selbst, so könnt ihr beide, du und dein Kind, euch in einer Krisensituation respektvoll und mitfühlend unterstützen.
Öffne dein Herz für dich selbst und bringe dich so ins innere Gleichgewicht!
„Mitgefühl für uns selbst ist das stabile Fundament für Mitgefühl mit anderen.“4–Eline Snel
Berichte mir deine Erfahrungen mit dir selbst!
Alles Liebe,
Christa
- Eline Snel, Achtsamkeit in der Pubertät Raum geben und nah dran sein, Freiburg im Breisgau 2016, 97
- Eline Snel, Achtsamkeit in der Pubertät Raum geben und nah dran sein, Freiburg im Breisgau 2016,
- Eline Snel, Achtsamkeit in der Pubertät Raum geben und nah dran sein, Freiburg im Breisgau 2016, 98
- Eline Snel, Achtsamkeit in der Pubertät Raum geben und nah dran sein, Freiburg im Breisgau 2016, 103